Archiv der Kategorie: Allgemein

Einar Schleef – 65. Geburtstag

16. Januar, 18.00 Uhr, Unison-Haus:
Eröffnung der Ausstellung „Nehme Schwarz und Weiß, billig malt besser“. Einar Schleef – frühe und späte Zeichnungen  aus dem Bestand der Stiftung Moritzburg
16. Januar, 19.00 Uhr, Unison-Haus:
Theaterprojekt „Nie mehr zurück“ des Geschwister-Scholl-Gymnasiums

17. Januar, 13.00 Uhr, Kaffeehaus Kolditz:
Vorablesung aus Tagebuch 1999 – 2001 mit Friederike Butzengeiger und Stefan Liebermann, Eisleben
17. Januar, 16.00 Uhr, Jacobikirche:
Einar und die Jacobikirche mit
Szenische Lesung aus „Gertrud“,Tagebuch 1953 – 1963″ und „Droge Faust Parsifal“
mit Astrid Gorvin (Berlin) und Manuel Kressin (Eisleben)
Vortrag von Pfarrerin Margot Runge: Gertrud, Einar und ihre Familie im Spiegel der Kirchenbücher von St. Jacobi.  (Zum Vortragstext)
Musikalische Gestaltung: Kantorin Martina Pohl (Orgel und Chorleitung) und Mitglieder des Kirchenchores
17. Januar, 19.00 Uhr, Spenglermuseum:
Vortrag Zwischenrufe aus dem Parkett. Eine kleine Presseschau zum Theater Einar Schleefs von Marko Kloß
17. Januar, 20.00 Uhr, Spenglermuseum:
Film „Jedes Wort in- und auswendig“. Jutta Hoffmann, Hans-Thies Lehmann und Thomas Ostermeier über Einar Schleef. Ein Film von Annemarie Gourier und Crista Mittelsteiner

18. Januar, 10.00 – 12.30 Uhr
Wanderung nach Pfeiffersheim (Treffpunkt Bahnhofsvorplatz)
18. Januar, 15.00 Uhr, Unison-Haus
Vorablesung aus dem Tagebuch 1981 – 1998 mit Richy Müller

Einar Schleef – 15. Todestag

15:00 Uhr Friedhof: Lesung am Grab.
Anschließend zu Fuß zum Kaffeehaus Kolditz.

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Klaus F. Messerschmidt: Sangerhäuser Pieta I. (im Stadthaus Halle)

16:00 Uhr Kaffeehaus Kolditz:
Klaus F. Messerschmidt (Freischaffender Schriftsteller, Bildhauer und Grafiker)
Der Gang zu den Müttern – Texte und Bilder zu Einar Schleef
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Klaus Friedrich Messerschmidt ist 1945 in Sangerhausen geboren und hat hier die Schule besucht.
1972 erlangte er das Diplom im Bereich der Werkkunst an der Hochschule Burg Giebichenstein.
Er ist freischaffender Schriftsteller, Bildhauer und Grafiker.
K. F. Messerschmidt lebt und arbeitet in Halle/Saale.
 Klaus Friedrich Messerschmidt hat ein dreibändiges autobiographisches Werk verfasst:
  1. „Das sprechende Auge“
  2. „Die Angst der Spaßmacher“
  3. „Das Mysterium des Mehlschwänzchens“
Die Bände 1 und 2 handeln von seinem Leben und dem seiner Familie in Sangerhausen.
Klaus Friedrich Messerschmidt gab bei der gut besuchten Veranstaltung im Kaffeehaus Kolditz interessante Auskünfte über sein eigenes Schaffen und seine Bekanntschaft mit Einar Schleef.
Er hatte seinen Vortrag im Hinblick auf seine Beschäftigung mit Einar Schleef unter das Motto „Muttersöhnchen-Schmerzensmänner“ gestellt.
Die Besucher nutzten die Gelegenheit, sich von ihm Fragen zu einigen seiner Werke beantworten zu lassen (z. B. „Denkmal für Thomas Müntzer zum 500.“ in Stolberg oder „Reflexion-Geschichte“ in Halle-Neustadt).
Herr Messerschmidt wird über seine Arbeiten zum Thema "Muttersöhnchen-Schmerzensmänner" berichten

Klaus-Friedrich Messerschmidt wird von Frau Otto (stv. Vorsitzendes des Arbeitskreises) begrüßt

Wenn die Sprache stolpert.

Vortrag von Dr. Henning Burk zum Welttag des Stotterns

Seit 1998 wird am 22. Oktober eines jeden Jahres der Welttag des
Stotterns begangen. Es geht darum, Aufmerksamkeit für die Schwierigkeiten, die die
Betroffenen bewältigen müssen, zu schaffen, indem z. B. über Fakten rund um die
Sprechbehinderung informiert wird. In Deutschland sind etwa 800.000
Menschen betroffen.
Bekannte und berühmte Stotterer waren und sind: der englische König Georg VI (Vater von Queen Elisabeth II.), Marilyn Monroe, Bruce Willis als Kind, Der Graf (Sänger der Band Unheilig) und auch der Sangerhäuser Künstler Einar Schleef.
Dr. Henning Burk, Theaterwissenschaftler, Regisseur, Filmemacher,
„Stotter-Experte“ (Vorstandsmitglied im Landesverband Hessen der Stotterer-Selbsthilfe) hat sich intensiv mit diesem Sprachproblem beschäftigt.

Der Einar-Schleef-Arbeitskreis lädt Betroffene ebenso wie am Phänomen Stottern und an Einar Schleef Interessierte zu einem sehr interessanten Vortrag am 3. November um 17:00 Uhr in das Kaffeehaus Kolditz ein.

30 Jahre Stadtplan

„Gertrud – Familienleben in der Provinz“ unter diesem Titel
wurde 1987 der gemalte Stadtplan Schleefs im Rathaus
Schöneberg (Westberlin) ausgestellt. 20 Jahre später konnten
wir ihn in der Aula der ehemaligen Erweiterten Oberschule „Geschwister Scholl“  in der Kylischen Straße in Sangerhausen betrachten.
Was erzählt uns dieser 250 qm große Stadtplan heute?
Entdecken Sie mit uns das Sangerhausen der 60er Jahre.
Dieter Wrobel und Helmut Loth erzählen.
Eine Gemeinschaftsveranstaltung des Einar-Schleef-Arbeitskreises Sangerhausen e. V. mit dem Verein für Geschichte von Sangerhausen und Umgebung.

Veranstaltungsplakat

Vortrag „Einar Schleef. Der Maler“

Die (öffentliche) Mitgliederversammlung wird nach einem Ortswechsel vom Kaffeehaus Kolditz in das Spengler-Museum fortgesetzt mit einem Vortrag von Michael Freitag:

Einar Schleef. Der Maler.

Der Theatermann Schleef genoss mit seinen Bühnenbildern und Inszenierungen einen ebenso umstrittenen wie einzigartigen Ruf. Der Schriftsteller, Fotograf und der bildende Künstler Schleef ist dagegen weniger bekannt. Das ist umso bedauerlicher, als Schleef seine Künstlerlaufbahn in der Malerei begann und, wie der Bildernachlass im Kunstmuseum Moritzburg deutlich macht, ein begnadeter Zeichner war. Der Vortrag unternimmt den Versuch, Schleef erstmals im Kontext der damaligen zeitgenössischen Kunst zu verorten.

Schleef selbst hat nach seinem Wechsel ins Bühnenbild und in die Regie ununterbrochen weiter gemalt und gezeichnet und dabei völlig neue Bildformen entwickelt, wie die Tagebuchbilder oder die Schriftbilder. Zwischen Comic, Piktogramm und ästhetischer Auflösung der Schrift kreieren diese Malereien Bildhybride, die in der damaligen Kunstszene ohne Beispiel waren.

Die Einordnung in Tendenzen der Kunst zwischen den 70er und 90er Jahren wird zeigen, dass Schleef zwar jenseits der Öffentlichkeit, aber auf der Höhe avanciertester Positionen operierte und auch in diesem Fach zu den Ausnahmekünstlern zu rechnen ist.

Michael Freitag, Direktor der Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg, geht davon aus, dass die Bilder Einar Schleefs den Schlüssel zum Verständnis seines gesamten Werkes darstellen.

Bevor Michael Freitag Direktor der Lyonel-Feininger-Galerie Quedlinburg wurde, hat er als stellvertretender Direktor und Sammlungsleiter des Kunstmuseums Moritzburg in Halle den Bildernachlass von Einar Schleef betreut. Er war u. a. Kurator der großen Ausstellung „Einar Schleef. Der Maler“ 2008 im ehemaligen Karstadtgebäude in Halle (Saale).

Schleef-Orte: Spengler-Museum

Spengler-Museum (Foto: privat)

1952 wurde in Sangerhausen mit dem Spengler-Museum der erste Museums-Neubau der DDR eröffnet. Hauptaufgabe des Hauses sollte die angemessene Präsentation der Sammlung des Sangerhäuser Heimatforschers Gustav Adolf Spengler (1869 – 1961) sein, die die Stadt zu einem großen Teil im Jahr 1937 erworben hatte.

Das spektakulärste Ausstellungsobjekt der Spenglerschen Sammlung ist das Skelett eines Altmammuts, dem ein eigener Raum, der Mammutsaal gewidmet ist.

Einar-Schleef-Zentrum im Spengler-Museum

Im Mai 2003 wurde  im Spengler-Museum das „Einar-Schleef-Zentrum“ eröffnet. Seit Oktober 2011 beherbergt es eine neue Dauerstellung, die von Wolfgang Behrens (Berlin) und Christina Voigt (Sangerhausen / Berlin) kuratiert wurde.

http://www.spengler-museum.de
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag: 13.00 bis 17.00 Uhr (letzter Einlass 16.30 Uhr)
Für Gruppen besteht nach Voranmeldung wochentags auch vor 13.00 Uhr die Möglichkeit, das Museum zu besichtigen.


Das Spengler-Museum im Werk Einar Schleefs:

Inzwischen steht das Spengler-Museum. Der 1. Museumsneubau ist es nicht, wie vielfach behauptet und ich mehrfach nachbetete, es ist der 2. Neubau der DDR mit Extrasaal für Mammut und Dinosaurier. Unser Zeichenlehrer Bormes, auch tot, porträtiert den Tischlermeister Spengler vor rotem Hintergrund, eine Knochenritzung durch sein Vergrößerungsglas betrachtend. In GERTRUD berichte ich vom 1. Aufbau des gefundenen kompletten Mammuts in Arnolds Scheune, des Nachbarn meiner Großeltern, die dabei waren, Opa mit den schweren Brauereipferden, der bis Edersleben, Voigtstedt Bier ausfuhr. Eine Vielzahl von Nachbarn mußte ran, um dieses Riesenexemplar ohne moderne technische Geräte überhaupt zu bewegen, es gab keinen Lastwagen, keinen Kran, einen Brauereiwagen, Stricke und einfachste Hebelvorrichtungen, ein einzelner findet, aber die Bergung wird Gemeinschaftswerk und ist ohne die nicht denkbar.
(Schleef, Einar, Tagebuch 1953 – 1963 Sangerhausen, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2004,
S. 145 f)

 

Anmerkung:
Offensichtlich handelt es sich doch um den ersten Komplett-Neubau:
„Damit beschränkt sich die Zahl der Museumsneubauten in der DDR auf ganze drei: Das Spenglermuseum in Sangerhausen wird 1952 als funktionaler Zweckbau errichtet. … Rostocker Kunsthalle. … Schiller-Museum(s) in Weimar…“
(Scheunemann, Jan, Museen in der DDR. In: Markus Walz (Hg.), Handbuch Museum. Geschichte, Aufgaben, Perspektiven, Stuttgart 2016, S. 64)

Nächste Station: Bahnhof

 

Schleef-Orte: Geburtshaus

Geburtshaus von Einar Schleef im Kurzefeld 1b, jetzt Ewald-Gnau-Str.1b

Gertrud Schleef wohnte während des 2. Weltkrieges mit Einar Schleefs älterem Bruder Hans im Haus von Rechtsanwalt Gehrt (im folgenden Text: „Wehrt“) bei dessen Tochter Elly. Damals lautete die Adresse: Kurzefeld 1b, heute: Ewald-Gnau-Str. 1b. Nach 1964 diente das Gebäude als FDJ-Klubhaus. Einar Schleef wurde in dem auffälligen Klinkerbau geboren. Sein Vater überlebte den Krieg und baute das Wohnhaus in der Mogkstraße 24, in das die Familie 1949 umzog.

Geburtsanzeige Einar Schleef


 

Das Geburtshaus im Werk Einar Schleefs:

(Gertrud berichtet:)
Am Sylvesterabend 1943 ging ich gegen 17 Uhr mit einem 30pfündigen Sack Erbsen von meiner Mutter nach Hause, ich hatte sie für meine Schneiderarbeit erhalten und mit meinen Eltern geteilt. Als ich das Stiftsgut erreichte, es war sehr glatt, falle ich der Länge nach auf den Bauch. Hören und Sehen vergangen. Zum Glück half mir Herr Elbe hoch, der seinen Arbeitsdienst als Bäcker ableistete, wir kannten uns schon viele Jahre vom Turnverein, und brachte mich heim. Am 2.1. suchte ich die Ärztin auf: Sofort ins Bett. Am 17.1. bist Du geboren, sie und die Hebamme waren bei der Geburt anwesend, erfreut nach diesem Sturz einen so strammen Jungen zu sehen. Er hat eine richtige Hühnerbrust, sagte die Ärztin. Am 19.1. rief Vater von einer Dienstreise an, er mußte in Frankreich für die Laster Ersatzteile organisieren, ob ein Kind angekommen wäre. Die alte Frau Werth berichtete ihm, daß es ein Junge sei.
(Schleef, Einar, Gertrud, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1980, S. 410)

(Aus dem Fenster seines Klassenraumes in der Oberschule blickt der 19jährige Einar Schleef auf sein Geburtshaus auf der anderen Straßenseite:)
Aus der 11. sehe ich auf unsere allererste Wohnung, in der ich geboren bin, es ist ein großes, gelbes Haus gegenüber unserer Schule. Elly Werth besitzt es. Wir hatten die obere ganze Etage bewohnt, ehe wir in der Mogkstraße bauten. Elly Werth hatte uns rausgeschmissen. Ich kann mich noch an den großen Umzug erinnern. Ich lag in dem großen weißgelben Bett, das bei uns auf dem Boden steht, mit den herrlichen Stäben, über dem Bett große, warme Decken, da ich sehr krank war, ich weiß noch genau wie mein Bruder öfters die Decke hochhob und nach mir sah.
(Schleef, Einar, Tagebuch 1953 – 1963 Sangerhausen, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2004, S. 283)

Aus dem Fenster sehe ich auf unser damaliges Haus, wo wir wohnten. Kurzefeld 1b. Ich höre die Erzählungen meiner Mutter über dieses wunderbare Haus. Einmal möchte ich da noch mal rein, einmal in den gelben Turm zu Leiter und Dachluke, in den Turmunterbau, in den Garten. In den großen Garten. An fast alle Zimmer, die wir oder Kokolinos bewohnten, kann ich mich erinnern, an das Klo, an das von uns verschlossene Kinderzimmer, nicht mehr an den Dachgarten und Hans. Den Auszug weiß ich noch ganz genau.
(Schleef, Einar, Tagebuch 1953 – 1963 Sangerhausen, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2004, S. 295)

(Gertrud geht auf dem Weg von ihrer Freundin zur Mogkstraße am ehemaligen Wohnhaus vorbei:)
Links die Oberschule ohne Licht. Sie überquert das Kopfsteinpflaster vor dem FDJ-Klubhaus, in dem sie ihre Kinder geboren hat. Sie weiß gelber Klinker, die Vorgartenmauer, jetzt das Haus. Ein Fenster, noch eins, sie zählt. Vorsicht, die Treppe, bis auf den Bürgersteig vor. Das weiß ich noch. Wieder 2 Fenster, noch eins, der Turm. Ausweichen. Jetzt die Gartenmauer. Gegenüber die Oberschule. (…) Geht zurück, der breiten Eingangstreppe gegenüber. Unser Haus. 10 Stufen, rechts und links die dicken Sandsteinsäulen, rot, auf Sockeln. Dahinter versteckte sich Hans. Die schwere dunkle Eichentür. Was mußte ich ziehen. Die vergitterten Fenster. Der Löwenkopf auf der schwarzen Türklinke. Die abgegriffene Mähne. Die bronzierte 2 im oberen Querfeld. Nummer 2. Ja. Im Kurzenfeld Nr. 2. Über dem Klingelbrett ein Schild: Freie Deutsche Jugend Klubhaus Sangerhausen. Sie äugt zur ersten Etage. Alles dunkel. Zählt die Fenster. Haben die vorn was zugemauert. Die Küche, das Bad, das Herrenzimmer, das Schlafzimmer, das Balkonzimmer. Da fehlen 2, Trude geht zur Straße vor, die Fernverkehrsstraße ist besser beleuchtet. Auch noch Licht von der Energie. Tatsächlich 2 Fenster zugemauert. Das wurden später die Zimmer von Demelius. Die Balkontür auch zugemauert. Die geschwungene Eisentreppe zum Garten gesperrt, seltsam. Was die machen. Noch nicht gesehen. Auf Zehenspitzen. Der Hof abgetrennt, hatte ich früher die Wäschepfähle. Der Hof lag tiefer, konnte man von hier aus nicht einsehen, alles grün im Sommer, jetzt keine Staude, der Flieder abgehackt, nebenan wohnt Alban Heß, auch tot.
(…) Zurück, sie zählt nochmals die Fenster, bleibt am Turm stehen. Die Tür in der Ecke. Wie oft bin ich die Wendeltreppe hoch und runter. Da hatte ich keine Angst. Die verrostete Klinke. Die Gartentür auch zugemauert. Warum. Fräulein Werth teilte den Garten für die Mieter. Unser Dachgarten. Im Sommer. Ausgezogen liegen.
(…) Der Turmhelm. Da ist ne Fahne drauf. … Da war ein Wettergockel. Sehe das nicht. Eine Fahne. Die Jungen kletterten hoch, kratzten Grünspan vom Kupferdach. Da gabs aber Dresche.

(Schleef, Einar, Sangerhausen – Ostberlin, in: Mooskammer, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 2003, S. 119 ff)

Nächste Station: Oberschule

Jahreshauptversammlung 2017

Die Jahreshauptversammlung am 21. Januar 2017 steht unter dem Motto

15 Jahre Einar-Schleef-Arbeitskreis Sangerhausen e.V.

Programm:

13:00 Uhr im Spenglermuseum:

Eröffnung der Fotoausstellung Faszination Mooskammer

14:15 Uhr im Kaffeehaus Kolditz:

Vortrag von Frau Prof. Dr. Ulrike Haß zum Thema:
„Die Spur des Wirklichen. Jelinek Schleef“ (Vortragstext im pdf-Format)
Einar Schleef hat 1998 die Uraufführung von Elfriede Jelineks „Sportstück“ am Burgtheater Wien inszeniert. Die Inszenierung machte Furore. 2001 folgte am Berliner Ensemble „Macht nichts. Eine kleine Trilogie des Todes“.
Elfriede Jelinek hat 2001 einen bemerkenswerten Nachruf auf Einar Schleef verfasst („Es hat nur zwei Genies in Deutschland nach dem Krieg gegeben, im Westen Faßbinder, im Osten Schleef.“). Seit 2016 ist sie Ehrenmitglied im Einar-Schleef-Arbeitskreis Sangerhausen e. V.
Was ist an der Zusammenarbeit der österreichischen Nobelpreisträgerin und dem „Genie“ aus Sangerhausen so bemerkenswert?

Prof. Dr. Ulrike Haß, Theaterwissenschaftlerin, war nach Stationen an den Universitäten Mainz und FU Berlin bis zu ihrer Emeritierung Professorin an der Ruhr-Universität Bochum, wo sie maßgeblich für den Aufbau des dortigen Instituts für Theaterwissenschaft sowie die Einrichtung des Masterstudiengangs „Szenische Forschung“ verantwortlich war. Schwerpunkte ihrer wissenschaftlichen Arbeit: Theater/Räume in Geschichte und Gegenwart, Chortheater, Theater und Bildende Kunst, Theorie und Praxis der Szenischen Forschung, Heiner Müller, Elfriede Jelinek und Einar Schleef.

Frau Dr. Ulrike Haß hat sich 2006 mit dem Beitrag „Das Bergwerk Einar Schleef: Hören & Sehen“ am Schleef Block I beteiligt (nachzulesen in der online-Zeitschrift Thewis).

Im Anschluss an den Vortrag:

Mitgliederversammlung (öffentlich)

Schleef-Orte: Oberschule

Geschwister-Scholl-Oberschule Sangerhausen

Das Gebäude Kyselhäuser Straße 8 wurde 1857 als Dampf- und Baumwollweberei erbaut, 1872 von der Stadt gekauft und 1874 als Gymnasium eröffnet.
Von 1945  bis 1979 war es Sitz der Erweiterten Oberschule (EOS) „Geschwister Scholl“, die Einar Schleef von 1959 bis zu seinem Abitur 1964 besuchte.
Nach 1979 wurde es Freizeitzentrum.

Ehemalige Erweiterte Oberschule (EOS) „Geschwister Scholl“. Davor „Garten“. Dahinter „Schulhof im Kreis gehen“ (Zitat Schleef-Stadtplan). Der begehbare Stadtplan ist an 2 Wänden der früheren Schulaula ausgestellt (im Bild links hinter den rechteckigen Fenstern).

Begehbarer Stadtplan. Ausschnitt mit Oberschule und Geburtshaus

Nach umfassender Sanierung dient das Gebäude jetzt als Geschäfts- und Wohnhaus.
In der ehemaligen Schulaula ist seit 2007 ein großer Teil des von Einar Schleef geschaffenen „Begehbaren Stadtplans“  von Sangerhausen ausgestellt. Dies wurde durch Fördermittel der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Kreissparkasse Sangerhausen ermöglicht. Die Aula wird jetzt als Ausstellungsraum für hochwertige Gartenmöbel genutzt. Der Stadtplan kann  während der Öffnungszeiten besichtigt werden.

Firma Henrik Bosse Gartenmöbel
Öffnungszeiten:
Sommer (15. März bis 30. Sept.):
Di – Fr von 10 – 12 und 14 – 18 Uhr,
Sa von 10 – 13 Uhr
So + Mo geschlossen
Winter (1. Okt. bis 14. März):
Di – Fr von 10 – 12 und 14 – 18 Uhr
Sa – Mo geschlossen

Begehbarer Stadtplan im Rathaus Schöneberg 1987

 

Die 1987 im Rathaus Schöneberg gezeigte Ausstellung Gertrud. Ein Leben in der Provinz bestand unter anderem aus einem auf eine ca. 250 m2 große begehbare Schräge gemalten Stadtplan von Sangerhausen, die in einer großen Holzpyramide endete.

 

 

 

Begehbarer Stadtplan. Ausschnitt Mogkstraße.

Der begehbare Stadtplan entstand 1987 für die Ausstellung Gertrud. Ein Leben in der Provinz, die Schleef im Rathaus Schöneberg (Westberlin) einrichtete. Auf 250 m² Hartfaserplatten gemalt und mit handschriftlichen Eintragungen und Kommentaren zu Stadt, Stadtgeschichte und Einwohnern, ist der Plan auch durch vielfältige Bezüge zum literarischen Werk Schleefs ein einmaliges Kunstwerk, das keine weitere deutsche Stadt aufweisen kann.

 


Die EOS „Geschwister Scholl“ im Werk Einar Schleefs:

(Gertrud besucht eine Theaterprobe in der Aula)
Zum Jahrestag der Oktoberrevolution geprobt wurde Die Mutter. Aus Filius Klasse Monika Schmitz und Volker besetzt. Mutter und Sohn. Margarete studierte den Chor ein. Ich hörte Filius laut im Bett lesen, wichtig daß er wieder das Sprechen übte, lag ja lange genug im Krankenhaus. Mich interessierte was die Kinder machten, bei Schulz im Elektroladen hieß es, die Eltern seien zur Aufführung herzlich eingeladen. Der Junge wieder zur Probe, dachte ich, beim Einkaufen sowieso an der Scharfen Ecke, guckst, ob der wirklich dabei. Trug meinen schweren Mantel, vom Vati abgeändert. Den öligen Korridor lang. Aulatür geklopft, keiner geöffnet, hörte aber, daß welche drin. Ich sachte geklinkt, auf Zehen zur letzten Stuhlreihe. Hingesetzt. Die grau gestrichene Aula, rechts Canalettodrucke, Dresden in Goldrahmen. Links Fensterfront. Mittelgang durch die Stuhlreihen, vorn das Podest, der schwarze Flügel. Stirnfront das große lächelnde Ulbrichtbild. Kannte die Räumlichkeiten nur im vorigen Zustand bei Hans, hing Stalin am Nagel.
(Schleef, Einar, Gertrud, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1980, S. 128)